Carsten Westphal
Zeitgenössische Kunst | Deutschland

Vita
1963
Am 2. April in Hamburg geboren
1983
Erste großformatige Arbeiten
Arbeit in verschiedenen Ateliers
1986-94
Studium: Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Vor- und Frühgeschichte
Philosophie. Abschluss: Magister Artium
Teilnahme an mehreren Ausgrabungen
Seit 1996
Freischaffender Künstler
Auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten
2003
Expeditionen in die Wüsten der Welt
Ziel: Alle Wüsten der Welt bereisen, um dort Kunstwerke vor Ort zu schaffen
2010
Reisen zu den Vulkanen der Erde, um auch dort vor Ort Bilder zu malen
2011
In den Bergwelten der Welt unterwegs, um an Gletschern und in den Bergen Materialbilder zu malen
Carsten Westphals Bilder befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen und in Museen
Seit 2010 Lehrtätigkeit als Dozent in Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz und Italien
Zahlreiche TV Auftritte, Portraits und Artikel über seine Arbeit in Zeitschriften und Zeitungen.
Einzelausstellungen
Galerie Minsky, Paris, 2018
Galerie Kura, Hamburg, 2017
Galerie Ewa Helena, Hamburg, 2016
Galeria HMH, Port d’Andratx, Malorca, Spanien, 2016
Knoll, Meran, Italien 2016
Galerie Kura, Hamburg 2015
Messe Rostock, 2015
Dock One, Köln, 2013, 2014
Galerie KURA, Hamburg, März 2013
Galerie Harmstorf, Hamburg, September 2011
Elbschloss Residenz, Hamburg, Juni – August 2011
M-Art Galerie, Hamburg, März – Mai 2011
Museum für Völkerkunde, Hamburg, Dez. 2010
Red Gate Gallery, London, August 2010
Galerie M-Art, Mai/Juni 2010, Oktober 2010
Galerie Harmstorf, April 2010
Galerie M Art, Hamburg, November 2009
Regierungspräsidium am Rondell, Katalogpräsentation, Karlsruhe, 11. November 2009
Museum für Völkerkunde, „Das Glück der Weite“, Hamburg, 22. April 2009
Galerie M Art, Hamburg, April 2009
Galerie Harmstorf, Hamburg, Februar 2009 und September 2009
St. Simeon, „Der Weg in die Wüste“, Nacht der Kirchen, Hamburg, 15. September 2007
Museum für Völkerkunde, „Durch die Wüsten der Welt“, Hamburg, 24. Mai 2007
Streit’s, Jubiläumsausstellung, liquid lights, Hamburg, 14. März – 25. April 2007
Laeiszhalle, Hamburg, Kleiner Saal, 19. Dezember 2006
Galerie Baseler Hof, Hamburg, 10. Dez.2006
Galerie New Art, Hamburg, November 2006
Kultwerk West, Hamburg, Große Bergstrasse 162, 13. November – 17. November 2006
Fürstenberghaus, Münster, 6. Oktober 2006
Universität Lüneburg, 5. Oktober 2006
Kulturforum, Kiel, 4. Oktober 2006
Bad Segeberg, Rathaus, Bürgersaal, 3. Sep. 2006
Laeiszhalle, Kleiner Saal, Hamburg, 9. April 2006
Stellwerk, Harburg, 31.März. 2006
Galerie Moazipoor, Berlin, Fasanenstr. 29, 4. August 2005 – November 2005
St. Simeon Kirche, Alt Osdorf, Farbton, musikalisch-malerisches Experiment, Feb. 2005
Christuskirche, Eidelstedt, Farbton, musikalisch-malerisches Experiment, Jan. 2005
Galerie New Art, Hamburg, 2003
Kunstmeile (Preisträger), Hamburg 2003
Art meets Großneumarkt, 2003
St. Simeon, Alt Osdorf, Creatio ex nihilo, 2001
Elbdörfer Galerie, Hamburg, 2001
Gipsabgusssammlung des Archäologischen Instituts Hamburg, 1999
Galerie Babylon, Hamburg, 1997
Gruppenausstellungen
galerie luzia sassen, Köln, 2019
Galerie Kura, Hamburg, 2018
Messner Mountain Museum Corones, Italien, 2016
Alster Art, Hamburg, 2016
AAF Amsterdam, Holland, 2016
Verkehrsmuseum, Dresden, 2016
Literaturgalerie, Eutin 2016
Fabrik der Künste, Hamburg, 2015
AAF Amsterdam, 2015
Galerie KURA, Hamburg, 2014 / 2015 / 2016
Galerie Conzen, Düsseldorf, April 2014
Affordable Art Fair, Brüssel 2014
Galerie Hella Maria Höfer, Mallorca 2014 / 2015
Affordable Art Fair, Amsterdam, 2013
Mountain Messner Museum Firmian, Italien, Juli 2013
Affordable Art Fair, Hamburg, 15. – 18. November 2012
Galerie Hella Maria Höfer, Port d’Andratx, Mallorca, Spanien
Galerie F.G. Conzen, Düsseldorf, Mai – Juli 2012
Hanse Art Lübeck, Sonderausstellung, 16. – 18. März 2012
Ostsee Galerie, Timmendorfer Strand, 2011/2012
Atlantic Hotel, Hamburg, 2011
Alster ART, Hamburg, 14. November 2010, 13. November 2011, 10. November 2013
Galerie M-Art, Hamburg, Februar 2010
Museum für Völkerkunde, Wüstenzauber, Hamburg, 06. Dezember 2009
Alster ART, Hamburg, 15. Nov. 2009
Fabrik der Künste, Hamburg, 06.-08. November 2009
ElbArt, Hamburg 30.-31. Mai 2009
Galerie New Art, Hamburg, 2008
Alster ART, Oktober 2008
ElbArt, Hamburg, 07.-08. Juni 2008
Museum für Kommunikation, Hamburg, 03. – 07. Oktober 2007
Hanse Art, Künstlermesse Hamburg, 11. – 13. Oktober 2006
Künstlergarten, Hamburg, 28. August 2005/6/7/8/9/10/11
Pavillon Joséphine, Parc de l´Orangerie, Strasbourg, Frankreich, April 2005
Kunsthaus, Hamburg, 6. März 2005, Versteigerung zugunsten des Wiederaufbaus in Südasien
Ernst Barlach, Max Beckmann, Otto Dix, Oskar Kokoschka, Karl Hofer, Karl Caspar, Willy Jaeckel, Wilhelm Lehmbruck, Jörg Länger, Michael Kupfermann, Jörgen Habedank und Carsten Westphal, St. Simeon, Hamburg, 2004
Postergalerie, Hamburg, 2002
Publikationen
„Der Wüstenmaler Carsten Westphal – Sand. Weite. Stille.“, 2015. ISBN 978-3-00-047912-0
„Die Farben der Wüste“, Fotografien und Texte von Carsten Westphal, 2009
„Der Wüstenmaler“, Lithotec Oltmanns, 2008
Carsten Westphal
Der Wüstenmaler
Es sind die rauen und feinen Strukturen der ausgetrockneten, zerrissenen Erde, der zerborstenen Geröllfelder, der vom Wind geformten Sanddünen, die den Künstler Carsten Westphal in die Wüsten der Welt ziehen. Westphal reist in diese Landschaften, per Jeep, per Kamel und zu Fuß, um den idealen Ort zum Malen zu finden: Mitten in der Sahara, ob in Libyen, Ägypten, Mali, Tunesien oder Marokko, in der indischen Wüste Thar, auf dem Mosesberg in der Wüste Sinai, in den arabischen Wüste Syriens und Jordaniens oder auf den Wüsteninseln des Atlantiks Boavista und Sal, in ausgetrockneten Salzseen, in Geröllfeldern erloschener Vulkane und in versiegten, zerstaubten Flüssen. Die Materialien, die er dort vorfindet, wie Salz, Sand, Erde und Pigmentstaub mischt er mit Farbpigmenten und Bindemitteln und trägt sie mit Kelle und Pinsel auf die Leinwand auf. So erschafft er tellurische Landschaften, Reliefbilder, Spiegelbilder der Urkraft, die diese Landschaften formte. Auf diese Weise bilden sich auf der Leinwand Strukturen, die nur in der Wüste entstehen können.
Nach Paolo Bianchis Definition ist Carsten Westphal der authentisch reisende Künstler unserer Zeit, der zum Seismographen für kulturellen Wandel im kulturellen Selbstverständnis einer neuen Globalkultur wird. Er ist ein Suchender, ein Forschender. Er sucht in seinen Arbeiten das Verborgene, die Wahrheit hinter der Wahrheit aufzuspüren. Das inhärente Prinzip aller Dinge, das, was allem innewohnt, alles bewegt. Das Unsichtbare ohne Form, das sich in Mustern und Strukturen für eine kurze Zeitspanne zeigt, wie in den verwehten Sanddünen der Sahara.
Dabei ist er der Katalysator, durch den sich die elementaren Urkräfte in seinen Bildern manifestieren, wenn er im heißen Wüstensand über der Leinwand kniet, die Farben aufträgt, die Farbschichten in der Sonne glitzernd in der Struktur erstarren und der Wind feinen Sand auf die Leinwand bläst. Kunst ist Abenteuer sagt Carsten Westphal und man kann es sich bildlich vorstellen, wenn er schwer beladen mit Wasser, Leinwand und Farben durch die Wüste stapft, wenn er berichtet vom Malen in herdplattenheißen Geröllfeldern oder in gigantischen Sanddünen bei Temperaturen um die 50°C, überrascht von Sandstürmen, bei denen man nie weiß, ob sie Stunden oder Tage andauern.
Westphal selbst sagt: „Die Wüste ist bedrohlich und doch ist sie die Grundlage allen Seins. Sie führt mich zurück zu den elementaren Dingen des Lebens. Die Wüste schärft meine Sinne und macht mir gleichzeitig bewusst, wo die Grenzen des menschlichen Körpers liegen. Es gibt keine Landschaft auf unserer Erde, für die ich mehr Sehnsucht und Leidenschaft empfinde, die mich zugleich mehr fordert, als die Wüste. Es ist die Weite, die breite Stille, die Abwesenheit von Ablenkung, welche die perfekte Voraussetzung für die Konzentration auf das Wesentliche schafft.“…
Vor allem in der Wüste trifft man auf das fein aufeinander abgestimmte Gleichgewicht der Natur und es wird einem deutlich bewusst, dass unser Planet selbst wie ein Organismus funktioniert. Die Botschaft, die in Westphals Bildern steckt ist somit mehr, als uns die Schönheit unseres Planeten vor Augen zu halten. Westphals Bilder regen auch an, über unsere Rolle auf der Erde nachzudenken und über die Verantwortung, die wir als Gestalter der Welt in jeden ihrer Winkel tragen. Die Erhaltung unberührter Urlandschaften ist ein ebenso wichtiges Erbe an unsere Nachfahren, wie überlebensnotwendig für den Organismus Erde.
Die visuelle Metapher Westphals ist der Kreis. Er kehrt in vielen seiner Arbeiten wieder. Die Eingebung dazu kam ihm, als er in einen gewaltigen Sandsturm in der Sahara geriet. Den Kreis sieht er als Symbol für das Dynamische und endlos in Bewegung Befindliche, und gleichermaßen für das Nichts, das Ungreifbare, das den Ursprung und den Mittelpunkt der Welt bildet. Er symbolisiert das nicht in Erscheinung tretende Sein und steht gleichsam für den in der Materie verborgenen Funken göttlichen Feuers.
C. Cühl
Werke von Carsten Westphal
Trabi Motorhaube
Sahara | 2014
Die Story
Ich ziehe mit meiner Trabi-Haube in die Sahara, um jenen Tag, an welchem die DDR in die Wüste geschickt wurde, zu gedenken. Mit der DDR verschwand nicht nur ein Stück deutscher Geschichte, ein ganzer Staat löste sich auf. Wertvorstellungen, Weltanschauungen, eine ganze Republik zerfiel zu Staub in enorm kurzer Zeit. Die Maueröffnung war das unübersehbare Startsignal. Von diesem Tag an gab es kein Halten mehr. Ich studierte zu diesem Zeitpunkt Archäologie in Hamburg, beschäftigte mich mit den Überresten vergangener Kulturen, Staaten und Reiche. Nun wurde ich selbst zu einem Zeitzeugen bei der Verschmelzung zweier Republiken im eigenen Land. Ein Ereignis, das ich lange herbei gesehnt hatte und somit nie vergessen werde. Pure Emotionen, Gefühle der Euphorie, Begeisterung und Neugier durchströmten mich damals und nun reise ich in die Sahara, um eine Trabi-Haube zu bemalen.
Die Wüstenbewohner haben Schwierigkeiten die Trabi-Haube am Kamel zu befestigen. Seit Tagen stürmt es. Heute Nacht goss es sogar in Strömen. Regen in der Wüste. Mein Zelt wurde arg gebeutelt, hin und her gerüttelt. Der Wind zerrte und schüttelte es, heulte und schnaubte. Hinter meinem Zelt türmte der Sturm eine neue Sanddüne auf. Dort, wo ich die Zeltnägel in den Sand getrieben hatte, war nun ein Sandwall, in dem die Spannschüre verschwanden.
Der Himmel am Morgen ist graubraun eingefärbt von dunklen Sandmassen, die der Wind mit sich führt. Meine Begleiter haben Schwierigkeiten ein Feuer zu entzünden. Selbst hinter dem spärlichen Buschwerk, wo die Beduinen Schutz suchen, fegt ihnen der Wind den feinkörnigen Sand um die Ohren. Letztendlich gelingt es ihnen. Regentropfen zischen auf dem heißen Teekessel. Ein kurzes Frühstück im Sturm und es geht ans Beladen der Kamele. Sandverweht, zerzaust blicken uns die Tiere geduldig mit sandigen Tränenläufen unter den großen Augen an und lauschen den Flüchen der Araber, die gegen den Wind kämpfend versuchen, die Trabi-Haube auf dem Rücken eines Kamels zu verzurren. Dabei bäumt sich die Haube ab und an wie ein Segel auf, wenn der Wind es zu fassen kriegt. Endlich geht es los, hinein ins windzerzauste Dünenmeer. Selbst die Chechs, die wir uns um Kopf, Nase und Mund gebunden haben, als Schutz vor dem Sandstaub, halten den Sand nicht auf. Er ist überall. In unseren Ohren, Nasen und Augen, knirscht zwischen den Zähnen und klebt uns überall am Körper. Es gibt keinen wirksamen Schutz. Wozu auch. Schon meine Großmutter sagte zu mir, als ich noch ein kleiner Junge war: Sand reinigt den Magen.
Na denn.
Die Bemalung der Trabi-Haube hat für mich oberste Priorität und Kunst braucht Zeit. So begebe ich mich jeden Tag, sobald die Kamele entladen wurden, sogleich mit der Trabi-Haube und meinen Farben auf die höchste Düne der Umgebung, halte inne und blicke lange in die Weite, bis ich innerlich vollkommen entspannt inmitten des stürmischen Chaos meine Farben auspacke und die Kühlerhaube in den Sand drücke. Der Wind malt mit, während ich die Farben auf die Fläche pinsel. Er pustet den feinen Sand über die Oberfläche und schafft so Strukturen, wie ich sie niemals erschaffen könnte. Wir sind ein gutes Team. Nach jeder Farbsandschicht warte ich geduldig, bis die Fläche getrocknet ist. Dann beginne ich die nächste.
Manchmal, wenn wir weiterziehen und die Farbe noch nicht vollständig getrocknet ist, hinterlassen die Schnüre oder das raue Tuch Spuren in der feuchten Farbschicht. Aber auch diese Abdrücke, ebenso wie die Fußstapfen des Skarabäus, der gestern über die frisch bemalte Haube krabbelte sind Zeichen der weiten Reise durch die Sahara, welche die Trabi-Haube mit mir durchlebt und durchleidet: Sonnenbrand und Regenschliff, Sturmzerzaust und festgezurrt. Der Trabi-Haube bleibt nichts erspart. Immerhin darf das Kunstobjekt auf dem Kamel reiten und durchzieht das Sanddünenmeer in 2 m Höhe.
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Am Ende der Reise ist die Trabi-Haube bemalt und „verwüstet“. Wir erreichen die Ausläufer der Zivilisation und ich verabschiede mich von den wortkargen, stolzen aber sympathischen Nomaden. Manchmal versteht man sich auch ohne Worte, vor allem, wenn man die Lebensweise der Nomaden schätzt und mag. Erinnern werde ich mich mein Leben lang an die Karawane und die Trabi-Haube.